Dentogene und hno-ärztliche Schnittstellen

Kieferhöhle und Zahnwurzelsitzen habe eine enge Lagebeziehung zueinander. Zum Teil ragen die Wurzelspitzen einiger Zähne bis zu 5 mm in die Kieferhöhle hinein. Sie sind dort nur von Schleimhaut und einer dünnen Knochenlamelle getrennt.

Die enge Beziehung der Lage von Zahnwurzelspitzen und Kieferhöhlen erklärt, warum Entzündungen der Kieferhöhle zum Teil mit ausstrahlenden Schmerzen in die Zahnregionen verbunden sind. Andererseits können Entzündungen der Zähne, insbesondere der Zahnwurzeln auf die Kieferhöhle übergreifen und dort zu so genannten dentogenen/odontogenen (von den Zähnen ausgehenden) Kieferhöhlenentzündungen (Sinusitis) führen.

Neben bakteriellen Entzündungen der Zahnwurzeln können Kieferhöhlenentzündungen durch Zahnimplantate oder Knochenmaterial für eine bakterielle Kieferhöhlenentzündung sein. Für die Diagnostik nutzt der Arzt die klinische Symptomatik (Schmerzen kombiniert mit ggf. eitriger Nasenausfluss, ggf. als übelriechend wahrgenommene Gerüche). Ergänzend können Röntgenaufnahmen oder eine Computertomografie mit dreidimensionaler Darstellung der Kieferhöhle und der begleitenden Nebenhöhlen und Nasenregion erfolgen.

In Fällen objektiver Hinweise für eine bakterielle Infektion wird zunächst eine Antibiotikatherapie in empfohlen. Bei wiederkehrenden (chronischen) Prozessen muss der Herd beseitigt werden (zahnärztliche Operation) und die chronische Entzündung die Kieferhöhle beseitigt werden.

Für die Sanierung der entzündeten Kieferhöhle werden heute die so genannten endonasalen (über den Naseneingang, ohne Schnitt von außen) Operationsverfahren eingesetzt. Dies ist jedoch abhängig von der Erkrankung. Bei der endonasalen Kieferhöhlenoperation benutzt der Arzt Endoskope und mikrochirurgische Instrumente und eröffnet die Kieferhöhle von der Nasenhöhle aus, also ohne einen Hautschnitt von außen. Die einzelnen Oprationsschritte können dabei auf einem Monitor verfolgt werden. Bei einer Kieferhöhlenentzündung wird der natürliche Zugang zur Kieferhöhle, der meistens durch die Entzündung verschwollen und daher blockiert ist, erweitert („Fensterung“). Danach kann das Entzündungssekret (Eiter) abgesaugt werden und die Schleimhaut erholt sich.

Schmerzen im Bereich des Gesichtes haben aber nicht nur einen HNO-ärztlichen Hintergrund. Dahinter können sich auch so genannte Nervenschmerzen (Neuralgien) verbergen, die vergleichbare Symptome verursachen und mit einer dentogenen (die Zähne betreffenden) sowie einer Kieferhöhlenentzündung verwechselt werden können. Finden Zahnarzt und HNO Arzt keine objektiven Ursachen für die angegebenen Schmerzen, ist die Hinzuziehung eines Facharztes für Neurologie empfehlenswert. Ein atypischer Gesichtsschmerz oder eine Reizung des 5. Hirnnnerven, der die Gesichtshaut mit Nerven versorgen (Trigeminusneuralgie) kommen außerdem als Ursache in Frage. Die Behandlung erfolgt dann mit schmerzstillenden Medikamenten.